Worauf richte ich meine Aufmerksamkeit

Ein in einem Reservat lebender Indianer besuchte zum ersten Mal seinen weißen Bruder in der Großstadt. Er war sehr verwirrt von dem vielen Lärm, der Hektik und dem ganzen Gestank in den Häuserschluchten.

Als beide durch eine Einkaufsstraße mit großen Schaufenstern spazierten, blieb der Indianer plötzlich stehen und horchte auf.

Aufmerksamkeit„Was hast Du?“, fragte ihn sein Freund. „Ich höre irgendwo eine Grille zirpen.“, antwortete ihm der Indianer.

„Das ist unmöglich!“, lachte der Weiße, erstens gibt es hier in der Stadt keine Grillen und zweitens würde ihr Geräusch in dem Lärm untergehen.

Der Indianer ließ sich jedoch nicht beirren und folgte dem Zirpen. Sie kamen zu einem kleinen Haus, dessen Wand ganz mit Efeu überwachsen war. Der Indianer teilte die Blätter und tatsächlich: Da saß eine große Grille. „Ihr Indianer habt eben ein viel besseres Gehör als wir“, sagte der Weiße im Weitergehen. „Unsinn!“, sagte sein Freund vom Land.

„Ich werde Dir das Gegenteil beweisen.“ Er nahm eine kleine Münze aus der Tasche und warf sie auf den Boden. Ein kleines „Pling“ ließ sich vernehmen. Selbst einige Passanten, die mehr als zehn Meter entfernt standen, drehten sich augenblicklich um und schauten in die Richtung, aus der sie das Geräusch wahrgenommen hatten. „Siehst Du mein Freund, es liegt nicht am Gehör. Was wir wahrnehmen können, liegt ausschließlich an der Richtung unserer Aufmerksamkeit.“.

(Verfasser unbekannt)

Anna Maria Rabsch www.balesakademie.de

Bilddaten: Pixelio – Rainer Sturm